DEAL

bundesweite Lizenzierung

Auf dem Zeitschriftenmarkt kam es in den letzten Jahrzehnten zu immer weiter reichenden Verlagskonzentrationen. Mittlerweile verlegen vor allem drei große Verlage etwa zwei Drittel aller wissenschaftlichen Zeitschriften. Da wissenschaftliche Publikationen nicht austauschbar sind – Bibliotheken können nicht statt einer teuren renommierten Zeitschrift eine billigere Zeitschrift abonnieren, da dort nicht die gewünschten Artikel enthalten sind – müssen die Bibliotheken die Konditionen, die ihnen von den Verlagen diktiert werden, akzeptieren. Für eine verbesserte Verhandlungsposition schließen sich Bibliotheken schon seit Jahren zu Konsortien zusammen, dennoch ist der Verhandlungsspielraum oft sehr gering.

Projekt DEAL ist ein neuer Weg, mit Verlagen in Verhandlungen zu treten. Unter der Schirmherrschaft der Allianz der Wissenschaftsorganisationen haben sich alle wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland zusammengeschlossen und unter Zustimmung ihrer Trägerorganisationen dem Verhandlungsteam zugesagt, dass sie alles Nötige unternehmen würden, um die Verhandlungen zu unterstützen. Dabei sollten vor allem die folgenden vier Punkte erreicht werden:

  • Teilnahmeberechtigung für alle wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland
  • Volltextzugriff auf das gesamte Portfolio des Verlags
  • Open Access publizieren für alle Autoren der teilnehmenden Einrichtungen
  • Faire publikationsbasierte Preise

Zunächst sollten die Verhandlungen mit den Verlagen Elsevier, SpringerNature und Wiley starten. Dabei konzentrierte sich das Verhandlungsteam im ersten Jahr (2016) zunächst auf den Verlag Elsevier. Leider führten die Verhandlungen in 2016 nicht zum Erfolg, so dass alle beteiligten Einrichtungen, die nicht durch langfristige Verträge gebunden waren, gebeten wurden, ihre Verträge mit Elsevier zum 31.12.2016 zu kündigen. Die TU Clausthal war auch dabei, sodass unsere Zugänge Anfang 2017 abgeschaltet wurden. Kurz darauf, im Februar 2016, schaltete Elsevier im Zuge der weiteren Verhandlungen jedoch einige Zeitschriften wieder frei. Doch auch in 2017 konnte keine Einigung mit dem Verlag Elsevier erzielt werden, so dass zum Ende 2017 weitere Einrichtungen ihre Verträge mit Elsevier kündigten. Elsevier behielt die Zugänge zunächst offen, als dann aber die Verhandlungen im Sommer 2018 zum Stillstand kamen, schaltete Elsevier diese Zugänge ab. Zu dieser Zeit hatte auch Schweden seinen Vertrag mit Elsevier gekündigt, so dass Elsevier hier auch konsequent sein musste. Offiziell ist seither nichts weiter passiert.

In 2017 begannen zusätzlich die Verhandlungen mit den Verlagen SpringerNature und Wiley. Auch bei diesen Verlagen kam es in 2017 nicht zu einem Vertragsabschluss, da aber die Verhandlungen bereits weiter fortgeschritten waren, als dies bei Elsevier gelungen war, wurde mit diesen beiden Verlagen ein Übergangsvertrag für das Jahr 2018 zu denselben Konditionen wie 2017 ausgehandelt. Dieser Vertrag wurde mit SpringerNature auch für das Jahr 2019 verlängert, mit der Absicht in 2019 einen endgültigen Vertrag auszuhandeln.

Gelungen ist dies mit dem Verlag Wiley. Anfang 2019 konnte der erfolgreiche Abschluss eines Rahmenvertrags zwischen dem DEAL-Konsortium und dem Verlag Wiley verkündet werden. Dieser Vertrag wurde unter der DOI: https://doi.org/10.17617/2.3027595 veröffentlicht. Die gewünschten Verhandlungspunkte konnten alle umgesetzt werden, wobei das Preismodell erst nach und nach in ein publikationsbasiertes Modell umgesetzt werden kann, da publikationsstarke Einrichtungen sonst zu starke Preissteigerungen verkraften müssten. Für die TU Clausthal bedeutet dies unter anderem:

Zugriff auf alle Wiley-Zeitschriften mindestens zurück bis 1997 und das dauerhaft, das heißt, das der Zugriff auf diese Jahrgänge auch bei Nicht-Fortsetzung des Vertrages nach seiner dreijährigen Laufzeit bestehen bleibt. Zusätzlich dürfen alle Autoren (Erst- bzw. Corresponding-Autoren) ihre Artikel ohne weitere Kosten unter einer CC-BY-Lizenz veröffentlichen, die nach dem 1.7.2019 akzeptiert werden.  Sie müssen dafür nichts weiter tun. Die Formalitäten und Kosten für die Abrechnung werden von der Bibliothek übernommen. Für Artikel in reinen Open Access Zeitschriften steht weiterhin der Publikationsfonds zur Verfügung. Für diese Artikel wird ein Rabatt von 20% gewährt.

Mit diesem Erfolg sollte neuer Schwung in die Verhandlungen mit den anderen beiden Verlagen kommen. Es lohnt sich, für verbesserte Bedingungen zu kämpfen, den es führt zu einer besseren Literaturversorgung für alle in Deutschland und auch für eine höhere Sichtbarkeit deutscher Forschung und der Publikationen der TU Clausthal. Es hilft zudem die Open Access Policy der TU Clausthal umzusetzen.

Für die weiteren Verhandlungen wünsche ich mir weitere Unterstützung von allen Seiten, damit auch die noch ausstehenden Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden. Wir sind nicht alleine damit. Neben Schweden hat mittlerweile auch Norwegen seinen Vertrag mit Elsevier gekündigt und die University of California (einer der größeren Zusammenschlüsse in den USA) hat ebenfalls den Vertrag mit Elsevier nicht verlängert.

Ich danke hiermit auch noch mal allen Wissenschaftlern für ihre Geduld, denn ich weiß, dass durch die vertragslose Situation mit dem Verlag Elsevier die Literaturrecherche erschwert wird. Ich weise noch einmal darauf hin, dass die Unibibliothek die Kosten für Fernleihen für Elsevier-Artikel übernimmt um einen kleinen Ausgleich zu schaffen.

Ich ermuntere Sie alle, viele Open Access Artikel bei Wiley zu publizieren. Dann werden sich sicherlich bald positive Effekte für die Wissenschaft in Deutschland einstellen.

DEAL bundesweite Lizenzierung von Silke Frank ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.